Luppenauer Förderverein e.V.

Ein Sommernachtsball oder das große Los in Löpitz

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Juli 2019 Autor: Ilja Bakkal

100 Grad. Im Schatten. Fahrenheit – das sind etwa 38° Celsius. Die Haut sollte schweißperlend sein, aber sie fühlt sich nahezu trocken an. Der Himmel ist wolkenlos. In der Sonne steigt die rote Flüssigkeit bis zu der Klammer, mit der das Röhrchen oben an der Skala befestigt ist. 120° F - etwa 50° C. Ich sollte das Thermometer nicht unbeaufsichtigt stehen lassen. Der alten Platane im Löpitzer Schlosspark sieht man die Hitze auch an.

Am 29. Juni 2019 war Sommernachtsball. Inzwischen haben wir das Mobiliar wieder in den Keller getragen und die kleinen Zelte abgebaut.
Die Sorge um das große Zelt überließen wir Rainer Stahlberg, der den Auf- und Abbau beherrscht und die erforderliche Qualifikation besitzt. Er wurde von Mitarbeitern der Servicestation Schkopau unterstützt. Der Vorstand des Luppenauer Fördervereins möchte an dieser Stelle einen besonderen Dank aussprechen.
Zum Ball war es nicht ganz so heiß, eher angenehm, als gegen 20 Uhr die Musik begann. Die Gäste saßen im Park, standen an den Stehtischen vor dem Schankwagen, aus dem Frau Kudrisch mit ihrem erweiterten Team die Getränke herausreichte – gekühlte Getränke, wie angenehm. Einen Würstchengrill gab es auch. Mit den ersten Rhythmen füllte sich die Tanzfläche. Einigen Gästen gefiel es so gut, dass sie sich für ein Erinnerungsfoto vor der Kulisse des Schlosses in Position brachten. Am Geländer des Rondells prangte das grüne Banner, mit dem der austragende Luppenauer Förderverein auf sein 23-jähriges Bestehen aufmerksam machte. Seit 9 Jahren kommen die Two Riders und Jörg Uhlmann mit seiner Disco schon eine gefühlte Ewigkeit.
Der Sommernachtsball sollte eine angeblich abschreckende Wirkung der Rock-Oldie-Nacht auf die Jugend abwenden. Aber auch dieser Name birgt seine Tücken: Ball, das klingt nach Kleid und Anzug. In Löpitz sind knielange Hosen und Sandalen durchaus in Ordnung. Die Kameraden der FF ziehen sich auch nicht um, wenn klar wird, dass es nichts zu löschen gibt, heizen dafür umso mehr ein. Einer kam tatsächlich im edlen Zwirn, begrüßte die Leute, fragte nach ihren Befindlichkeiten, vermittelte das Gefühl, dass ihre Probleme unverzüglich gelöst oder wenigstens doch verstanden würden und sollte wenig später bei der Verlosung seinen großen Auftritt bekommen, mit Blitzlicht, Kurier und Homepage des Fördervereins. Ob das alles mit rechten Dingen zugeht?
Immerhin sind die Preise des Fördervereins durchaus wertvoll und ich persönlich dokumentiere den Vorgang seit Jahren. Außerdem kann im Beisein des Schatzmeisters grundsätzlich nichts Unrechtes passieren. Immerhin stellt sich schon die Frage nach der Funktion der Glücksfee. In Casinos gibt es auch Damen, die die Spieler ablenken und geheime Signale aussenden. Da muss etwas sein, was schwer in Worte zu fassen ist. Sehen Sie doch bitte im Internet nach (www.luppenauer-foerderverein.de)! Jeder Gast erwirbt mit seinem Eintritt eine oder mehrere Karten mit einer Losnummer.

Die Lose werden alternierend durch die Ortsbürgermeisterin und die Glücksfee aus der etwas peinlichen Haribo-Großpackung des Schatzmeisters gezogen, die Nummern angesagt und durch den Vereinsvorsitzenden noch einmal laut und deutlich in das Mikrofon gesprochen. Diesmal passierte das Unvorstellbare: Eine erwachsene Person männlichen Geschlechts mit Vollbart gewinnt den grünen „proagro-Beutel plus“ mit Strohhut. Er kommt, nimmt den Beutel, freut sich, leichte Umarmung durch die Glücksfee, er freut sich noch mehr. Der Luppenauer Gärtnersack enthält nützliche Dinge für den Garten und zusätzlich, wegen der heißen Sonne, diesen Strohhut. Der Beutel ist keineswegs wertlos, ganz im Gegenteil, aber er steht drei Mal am Anfang der zum Ende hin wertsteigenden Preise. Da gewinnt dieselbe Person noch einmal – den von zwei Männern herbeigeschleppten Hauptgewinn, einen Grillwagen. Natürlich freut er sich, die Glücksfee umarmt ihn leicht, was seine Begeisterung sichtbar erhöht. Anfangs- und Endbilder wären austauschbar, sind aber chronologisch sortiert. Zwischen diesen Ereignissen gewinnt der Herr im Anzug auch einen Beutel – Glücksfee – freut sich ganz ungemein, verbeugt sich.

Der Bürgermeister Ringling gewinnt bei seinem ersten amtlichen Besuch unseres Sommernachtsballs. Alles rechtens! Es kommt noch heftiger. Nach der Verlosung eines kleineren Grills gewinnt der amtlich zertifizierte Luppenauer Weihnachtsmann ein Klimagerät! Bei diesem Wetter und wie er letztes Weihnachten geschwitzt hat! Die Fee nimmt ihn leicht in die Arme und er ist glücklich. Ich würde auch mal etwas gewinnen, einen Trostpreis, ein kleines Gemüsemesser vielleicht, dann könnte ich ihnen, liebe Leser, diesen Löpitzer Feenzauber erklären und die Frage beantworten, ob nicht die Fee alleine oder nur ganz kleine Preise und dafür Radler für alle oder Weinschorle… nein, lieber doch Freilose!
Behalten Sie diese Nacht, das einmalige Ambiente und alle Mitwirkenden in angenehmer Erinnerung. Auf dem Ankündigungsfoto der MZ, die auch einige Freikarten ausgelobt hatte, waren zarte, unterbrochene vertikale Linien zu sehen – durch die Belichtungszeit langgezogene Regentropfen – wirklich!

I. Bakkal